Es ist kompliziert: Junge Erwachsene und Social Media
- Ein Projekt aus dem Kurs Social Design an der Hochschule der Medien Stuttgart
Wäre Social Media ein Mensch, wie wäre euer Beziehungsstatus zueinander?
Die Frage: Wie ist dein Beziehungsstatus zu Social Media? Die Antworten: Kompliziert
Um herauszufinden, wie Menschen heute über ihre Beziehung zu Social Media und deren Auswirkungen denken, haben wir direkt dort gefragt, wo digitale Themen zum Alltag gehören: im Hochschulraum.
Zur Auswahl standen vier Antworten:
🥰 Schmetterlinge im Bauch
💍 Liebe meines Lebens
💩 Vor dem Abgrund
😰 Es ist kompliziert
The Faces behind the study
Eine Studie in den eigenen Hallen. Zeit für etwas mehr Kontext.
Die Untersuchung wurde im Rahmen des Social Design Projekts an der Hochschule der Medien im Sommersemester 2025 durchgeführt. Fünf Studierende aus dem Studiengang Digital Design haben sich in dieser Zeit mit dem Thema auseinander gesetzt.
Ergebnisse und was sie bedeuten
Die Umfrage erzielte insgesamt 93 Antworten. Die Mehrheit (55 %) beschrieb ihr Verhältnis zu sozialen Medien als „kompliziert“, gefolgt von 20 % mit „Schmetterlinge im Bauch“, 18 % mit „vor dem Abgrund“ und 6 % mit „Liebe meines Lebens“, 1% konnte nicht zugeordnet werden. In den qualitativen Antworten wurden soziale Medien als emotional belastend, zeitintensiv und manipulativ beschrieben. Genannt wurden Kontrollverlust über Zeit und Aufmerksamkeit, negative Effekte auf Konzentration, Stimmung und Selbstwertgefühl sowie ein hoher sozialer und gesellschaftlicher Druck. Gleichzeitig wurden soziale Verbindungen, Informationsgewinn sowie kurzzeitige Entlastung und Ablenkung als zentrale Nutzungsmotive identifiziert.
Die Kategorie „Vor dem Abgrund 💩“ (18%) erlebt Social Media als emotional, toxisch und manipulativ, mit starkem Kontrollverlust über Zeit und Aufmerksamkeit. Die Antworten dieser Gruppe drücken dabei oft einen starken Veränderungswunsch aus (z.B. “Ich muss mich leider von dir trennen, weil es so nicht mehr weitergehen kann!”).
Die Gruppe „Es ist kompliziert 😰“ (55%) befindet sich scheinbar in einem Dilemma: Sie erkennen negative Effekte wie Doomscrolling, Zeitverschwendung und schlechte Stimmung, nutzen Social Media aber trotzdem weiter. Viele vergleichen dies mit toxischen Beziehungen: Man weiß, dass es schadet, kann aber nicht davon lassen. Trotz des Wunsches nach mehr Kontrolle gelingt es scheinbar nicht, das Verhalten zu ändern.
Die „Schmetterlinge im Bauch 🥰“-Gruppe (20%) zeigte teils reflektiertes Bewusstsein für die Probleme. Sie stört sich vor allem daran, dass sie zu viel Zeit mit Social Media verbringt und dadurch wichtige Dinge vernachlässigt (“Wenn ich scrolle, denke ich nur an dich und […] an die verlorene Zeit”). Trotzdem nutzen sie es weiter, um sich beispielsweise von Stress zu erholen (“…kann endlich mal meinen Kopf ausschalten”).
Die „Liebe meines Lebens 💍“-Minderheit (6%) sieht Social Media überwiegend positiv und betont Aspekte der Inspiration, Unterhaltung und sozialer Nähe. Dennoch ist selbst hier ein Bewusstsein für Zeitverlust und Abhängigkeit vorhanden.
Wie würde die Welt aussehen, wenn wir diese Gedanken weiter verfolgen?
Erkenntnis
Insgesamt zeigen die Ergebnisse ein ambivalentes bis deutlich negatives Stimmungsbild gegenüber Social Media. Trotz vorhandenen Problembewusstseins bleibt das Nutzungsverhalten dennoch weitgehend unverändert. Es scheint, dass effektive Mittel zur Gegensteuerung fehlen.
Darum haben wir vier spekulative Designideen entwickelt.
01 InstaWork Mode
Meta testet „InstaWork Mode“: Produktivität statt endlosem Scrollen
Instagram testet ein neues, experimentelles Feature namens „InstaWork Mode“, das Nutzende alle 20 Minuten zum Arbeiten an Google-Dokumenten auffordert – direkt im Feed.
02 Silent Media Day
Heute ist ein ganz besonderer Tag – zumindest für alle, die regelmäßig auf Social Media unterwegs sind. Denn zum ersten Mal findet weltweit der sogenannte Silent Media Day statt. Das bedeutet: Auf Plattformen wie Instagram, TikTok und Co. wird heute 24 Stunden lang geschwiegen.
03 Re:Feed
Wir scrollen. Im Bus. Beim Frühstück. Beim Fernsehen. Zwischen zwei Sätzen. Manchmal wissen wir nicht mehr, warum. Meist öffnet man Instagram nur „kurz“, aber bleibt viel zu lang.
Was wäre, wenn dein Instagram-Feed nicht mehr endlos wäre?
04 Beyond Bubbles
Brüssel / Dublin, 24. Juni 2025 – TikTok rollt mit FlipFeed und EchoRadar zwei neue Funktionen aus, die gezielt zur Umsetzung des jüngst verabschiedeten EU-Gesetzes Digital Plurality Act (DPA) beitragen. Die Verordnung verpflichtet alle sozialen Plattformen mit mehr als 10 Millionen aktiven Nutzer*innen dazu, sogenannte algorithmische Echokammern systematisch zu erkennen und aktiv zu durchbrechen.