Ein partizipativer Design Ansatz

Um herauszufinden, wie Menschen heute über ihre Beziehung zu Social Media und deren Auswirkungen denken, haben wir direkt dort gefragt, wo digitale Themen zum Alltag gehören: im Hochschulraum. Partizipatives Design bedeutet, dass die Menschen, die von einer Technologie oder einem System betroffen sind, aktiv in dessen Entwicklung und Bewertung einbezogen werden.

Am 21. Mai 2025 bauten wir im Untergeschoss der Hochschule der Medien Stuttgart einen offenen Umfragestand auf – direkt gegenüber der Cafeteria. Über drei Stunden hinweg hatten Studierende und Mitarbeitende die Möglichkeit, anonym und freiwillig teilzunehmen. Die Umfrage war technologiegestützt, live sichtbar und bewusst niedrigschwellig gestaltet.

Eine Einstiegsfrage leitete in unsere Metaphorik ein: “Wie ist dein Beziehungsstatus mit Social Media?”

Zur Auswahl standen vier Antworten:

💩 Vor dem Abgrund

😰 Es ist kompliziert

🥰 Schmetterlinge im Bauch 

💍 Liebe meines Lebens

Die Beziehungsmetaphorik wurde gewählt, da sie widerspiegelt, dass Menschen täglich Stunden mit Social Media verbringen und dabei oft intensive emotionale Bindungen entwickeln - fast ähnlich einer zwischenmenschlichen Beziehung.

Vorgehen

Die Metapher soll es den Teilnehmenden leichter machen, ehrlich über komplexe und widersprüchliche Gefühle zu sprechen, und ermöglicht Antworten in etablierte Alltagssprache wie "Ich bin süchtig nach Instagram" oder "toxische Beziehung zu TikTok".

Welche Frage wurde noch gestellt?

Basierend auf der Auswahl der ersten Antwort, wurden die Teilnehmenden aufgefordert, einen Gedanken als Freitext zu ergänzen – mit einem emotionalen Satzanfang wie z. B. „Ich trenne mich von dir. Von uns. Und von […]“ Die Texte waren auf 255 Zeichen begrenzt und damit kurz genug, um zugänglich zu bleiben, aber lang genug für ehrliche Aussagen.

Mit diesem Vorgehen konnte ein offener Raum im Sinne des Partizipativen Designs geschaffen werden, der niedrigschwellige, reflektierte und kollaborative Antworten ermöglichte.

Die Auswertung

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Die Freitextantworten aus den vier Beziehungs-Optionen wurden von uns inhaltlich geclustert und systematisch analysiert. Für jede Kategorie wurden wiederkehrende Themen, Stimmungen und Aussagen herausgefiltert und in prägnante Key Takeaways übersetzt. So entstand ein vielschichtiges Bild darüber, wie sich Nähe, Abhängigkeit oder Distanz zu Social Media in Sprache und Emotion ausdrücken.

Die gewonnenen Erkenntnisse flossen direkt in die Entwicklung der Design-Artefakte ein und bildeten deren empirische Grundlage.

Ein Blick auf die Artefakte:

Allgemeine Learnings aus dem Prozess

Wir nehmen mit, dass kreative Framings wie der "Beziehungsstatus" niedrigschwelligen Zugang ermöglichen können und zur Selbstreflexion anregen insbesonder in Verbindung mit kompletter Anonymität. Mittel des Vibecoding erlauben die schnelle Entwicklung funktionsfähiger Tools mit Live-Visualisierung, was die Teilnahmebereitschaft erhöhen kann. Aus einer Designperspektive bedeutet dies, dass wir uns weitere Mittel für Storytelling und Herstellung erschließen können.